Familientherapie

„Einen Platz zu haben, wohin man gehört, ist ein Zuhause – Menschen zu haben, die man liebt, das ist eine Familie – Beides zu haben ist ein Segen.“

(Willy Meurer)

Die systemische Familientherapie geht davon aus, dass sich das einzelne Familienmitglied und sein Umfeld gegenseitig beeinflussen, d. h., jeder Mensch steht in Wechselwirkung mit seinen Bezugspersonen. Der therapeutische Ansatz in der Arbeit mit mehreren Familienmitgliedern basiert also auf der Grundannahme, dass die Veränderung eines Familienmitglieds zwangsläufig Einfluss auf die anderen Mitglieder einer Familie hat. In der Therapie werden Beziehungsmuster deutlich, die Verstrickungen können gelöst werden. Gegenseitiges Verständnis ist nun möglich. Die familiäre Situation kann sich entspannen.

Empfehlenswert bei Verhaltensauffälligkeiten, Essstörungen (Anorexie und Bulimie), Schizophrenie, ADS (Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom), ADHS (Hyperaktivitäts-Syndrom), etc.

 

Raabi, meine Wohnung ist soo eng!

Ein Mann geht zum Rabbi, um sich Rat zu holen: “Ach Rabbi, ich lebe mit meiner Frau und meinen zwei kleinen Kindern in einer Zweizimmerwohnung und es ist so eng. Die Kleinen weinen oder tollen umher, meine Frau keift herum – manchmal weiß ich nicht ein und aus. Ich finde keinen Schlaf und keine Ruhe. Aber eine größere Wohnung können wir uns im Moment nicht leisten. Was soll ich bloß machen?”

Der Rabbi lächelt und antwortet ihm: “Kauf dir ein Huhn und richte ihm in einem der Zimmer einen Stall ein!” “Aber Rabbi, ein Huhn obendrein? Es ist jetzt schon so eng und so ein Chaos! Wie soll ich das bloß aushalten?”, entgegnete der Mann verzweifelt. Doch der Rabbi wiederholte nur: “Kauf dir ein Huhn und komm in einer Woche wieder!”

 

Der Mann tat wie ihm geheißen und sprach nach einer Woche mit Ringen unter den Augen erneut beim Rabbi vor: “Ach Rabbi, das Huhn flattert den ganzen Tag und die Nacht im Käfig auf und ab. Die Kinder schreien und meine Frau zetert. Wie soll ich das bloß aushalten – ich finde kaum noch Schlaf und Ruhe!” Der Rabbi nickte und antwortete mit verschmitztem Lächeln: “Nun dann. Kauf dir auch noch einen Hahn und gebe ihm einen Platz in deiner Wohnung!” “Ach Rabbi, ein Hahn? Der bringt mich bestimmt um das letzte bisschen Verstand. Auch das noch? Wozu soll das bloß gut sein?”, rief der Mann erschrocken und mit zweifelndem Blick. Aber der Rabbi nickte nur: “Einen Hahn und komm in einer Woche wieder!”

 

In der kommenden Woche stand der Mann wieder vorm Rabbiner: “Es ist zum Verrücktwerden! Um fünf in der Früh kräht der Hahn und es nimmt kein Ende. Nicht einmal in den Morgenstunde find ich noch Ruhe. Und dann ist es jetzt so eng geworden. Die Kinder schlafen in unserem Zimmer, weil sie es mit den Tieren nicht aushalten, und in der ganzen Wohnung stinkt es nach Geflügel! Rabbi, was soll ich bloß tun?” Der Rabbi aber nickt nur erneut sein wissendes Nicken und antwortete: “Nun, geh und kauf dir auch noch eine Ziege und nimm sie in deine Wohnung!” “Wozu soll das denn nun gut sein?”, erkundigte sich der Mann verzweifelt. “Jetzt auch noch eine Ziege, ach Rabbi!” Aber der Rabbi nickte nur: “Und komm in einer Woche wieder!”

 

Noch ehe die Woche ganz um war, erschien der Mann wieder beim Rabbi mit blutunterlaufenen Augen und wirrem Haar. “Rabbi, bitte, hilf mir! Was soll ich bloß tun? Die Ziege meckert den ganzen lieben langen Tag, das Huhn flattert auf und ab und gackert, der Hahn kräht von frühster Morgenstunde an, meine Frau schimpft und flucht und die Kinder schreien und toben umher. Die ganze Wohnung stinkt wie ein einziger Stall und es ist sooo eng! Rabbi, bitte, rate mir! Was soll ich bloß machen?” Der Rabbi lächelte zufrieden: “Jetzt, mein guter, jetzt schmeißt du die Ziege, den Hahn und das Huhn wieder raus!”

Der Mann tat, wie ihm der Rabbi geraten hatte und als er das nächste Mal auf den Rabbi traf, strahlte er diesen dankbar an: “Ach Rabbi, nun ist soo schön und ruhig!”